Neulich bin ich auf Instagram über einen Post von @minneandme gestolpert, der mich tief berührt hat. In klaren Worten beschreiben sie, wie wir Millennials in einer Welt aufgewachsen sind, in der Gefühle unterdrückt wurden – und wie wir nun, selbst Eltern oder Bezugspersonen, genau diese verborgenen Emotionen bei unseren Kindern spiegeln. Das hat mich daran erinnert, wie sehr wir alle nach neuen Wegen suchen, um Begegnung und Verbindung zu gestalten, ohne alte Muster unbewusst fortzuschreiben.
Unsere Programmierung: Gefühle als Störfaktor
Wir sind zwischen 1981 und 1996 geboren – die Generation, die gelernt hat, Gefühle „funktional“ wegzuschieben. Liebesentzug als Erziehungsmethode, Stärke um den Preis stummer Anpassung, Strafe statt Begleitung. Wir haben verinnerlicht: Du darfst nicht traurig sein, nicht sauer, nicht laut. Kopf in den Nacken, Zähne zusammenbeißen und bloß niemandem zur Last fallen. Diese unsichtbare Software läuft bei uns noch heute im Hintergrund.
Die wahren Lehrmeister: Unsere Kinder
Und jetzt stehen wir da mit unserem kleinen Wutanfall-Künstler auf dem Wohnzimmerteppich – und wissen instinktiv, was wir nicht mehr sagen wollen:
„Jetzt stell Dich nicht so an.“
„Das ist doch kein Grund zu weinen.“
„Wenn Du jetzt nicht aufhörst, dann …“
Stattdessen sehen wir zum ersten Mal, wie befreiend es sein kann, Gefühle wirklich zuzulassen. Unsere Kinder schreien, werfen mit Wut, weinen um verlorene Bananen – und verlangen Präsenz, wo wir einst allein gelassen wurden. Sie zeigen uns, wie eng Trauer und Wut, Scham und Hilflosigkeit beieinanderliegen. Und sie fordern uns heraus, neue Antworten zu finden.
Wenn das Alte nicht mehr passt
Wir googeln „emotionale Regulation bei Kindern“, speichern Ratgeber-Posts, zählen bis zehn – manchmal zwanzig – und brüllen doch. Anschließend entschuldigen wir uns, weil wir es besser machen wollen. Wir sind hin- und hergerissen zwischen Selbstvorwürfen und einem tiefen Wunsch nach Veränderung. Die innere Stimme ruft: „Reiß Dich zusammen!“ Und die andere flüstert: „Schau genau hin, spüre, was ist.“
Systemische Impulse für den Wandel
Genau hier setzt systemische Beratung an: In einem geschützten Raum klären wir gemeinsam, welche „elterlichen Codes“ wir weitertragen und wie sie wirken. Mit Methoden wie Externalisierung oder Scalierungsfragen machen wir festgefahrene Muster sichtbar und gewinnen Handlungsspielraum. Durch Allparteilichkeit finden wir einen wertschätzenden Zugang zu allen Stimmen – der unseren inneren Kritiker ebenso ernst nimmt wie das kindliche Bedürfnis nach Ausdruck. So entsteht Raum für wirkliche Co-Regulation: Wir begleiten unsere Kinder empathisch und lernen gleichzeitig, unser eigenes innere Kind zu trösten.
Hilfsangebot:
Wenn Du in Rostock und Umgebung spürst, dass Du in Deinem Erziehungs- oder Familiensystem an Grenzen stößt und nach neuen Wegen suchst, melde Dich gerne bei mir, Annemarie Eiweleit. In systemischer Beratung und Mediation laden wir alle Stimmen ein, damit Austausch, Verständnis und echte Veränderung gelingen.
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