Hast Du Dich jemals gefragt, warum manchmal selbst die besten Absichten in einer Familie, in einem Team oder in einer Gruppe scheitern, obwohl alle Beteiligten ihr Bestes geben? Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir Menschen immer Teil eines größeren Ganzen sind – eines Systems. In der systemischen Beratung betrachten wir nicht nur Einzelne, sondern vor allem das Geflecht aus Beziehungen, in denen sie sich bewegen. Ich bin Annemarie Eiweleit, systemische Beraterin und Mediatorin in Rostock, und in diesem Blog-Beitrag möchte ich Dir erklären, was ein System ist und warum es so wichtig ist, die Dynamiken zwischen den Elementen im Blick zu haben.

Begrifflichkeiten der systemischen Beratung: Systeme
In dieser Serie möchte ich Begrifflichkeiten der systemischen Beratung vorstellen und erklären. Ich versuche anhand von Beispielen und Alltagssituationen meine Arbeit transparent darzustellen.
Was ist ein System?
Ein System ist eine Einheit aus miteinander vernetzten Elementen, die in wechselseitiger Beziehung zueinanderstehen. Beispiele dafür sind:
- Familien: Eltern, Kinder, Großeltern, aber auch erweiterte Verwandtschaft
- Teams: Mitarbeitende, Führungskraft, Projektgruppen in einer Abteilung
- Organisationen: Verschiedene Abteilungen, Hierarchieebenen, externe Partner
Wenn Du das Wort „System“ hörst, denkst Du vielleicht an technische Geräte oder Computer. In der systemischen Beratung geht es jedoch um das soziale System: Menschen und ihr Beziehungsgefüge. Nicht der einzelne Mensch steht im Vordergrund, sondern das Muster seiner Interaktionen mit anderen.
Warum ist der Systemgedanke so bedeutsam?
- Wechselseitige Abhängigkeit
Menschen beeinflussen sich gegenseitig dauerhaft. Wenn dein Kind zum Beispiel mit einem schlechten Zeugnis nach Hause kommt, löst das bei Dir Sorgen und vielleicht auch Vorwürfe aus. Deine Stimmung wiederum wirkt sich auf dein Kind aus – es fühlt sich unter Druck gesetzt, erzählt Dir vielleicht weniger oder zieht sich zurück. Schon ist eine neue Dynamik gestartet, die ohne genaue Betrachtung des Gesamtsystems nur schwer zu verstehen ist. - Verborgene Muster und Regeln
Jedes System entwickelt über Zeit eigene unausgesprochene Regeln und Gewohnheiten. In einer Familie kann das bedeuten, dass „immer alle Fünfe gerade sein müssen“, weil früher Konflikte eskalierten. Oder in einem Team herrscht die unausgesprochene Regel, dass niemand in Besprechungen widerspricht, weil das Klima sonst frostig wird. Diese Muster halten das System stabil – auch wenn sie unter der Oberfläche Probleme verursachen. - Mehrdeutigkeit statt Schwarz-Weiß
Wenn ein Kollege sich zurückzieht, beschreiben einige Teammitglieder ihn als „schüchtern“, andere als „überfordert“. In der systemischen Betrachtung besprechen wir nicht sofort, wer recht hat. Stattdessen stellen wir zirkuläre Fragen wie: „Was denkst Du, wie dein Kollege das wahrnimmt?“ und „Wie reagieren andere, wenn er sich zurückzieht?“ So wird deutlich: Es gibt nicht eine einzige Wahrheit, sondern verschiedene Perspektiven, die zusammen das Systemverständnis vertiefen.
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