System – Mehr als die Summe aller Teile

Beispiele aus dem Alltag

1. Familien-System

Stell Dir eine Familie vor, in der die Eltern ständig im Streit sind. Das ältere Geschwisterkind übernimmt automatisch die Rolle des „Friedensstifters“, beruhigt den jüngeren Bruder oder die jüngere Schwester, wenn die Eltern lauter werden. Dieser „Retter“ entwickelt sich über die Jahre zur Hauptstütze beider Elternteile – ganz unbewusst. Das System Familie funktioniert über Rollen, die dort so gebraucht werden, auch wenn das auf lange Sicht alle Beteiligten sehr belastet.

2. Büro-Team

In einem mittelständischen Unternehmen in Rostock hat das Marketing-Team die Aufgabe, neue Ideen zu entwickeln, während die Finanzabteilung auf klare Budgets pocht. Die Marketing-Leiterin fühlt sich unverstanden und redet immer lauter, wenn sie ihre Vorschläge präsentiert. Die Buchhalter wiederum ziehen sich zurück und reagieren kaum. Das Ergebnis: Es kommt kaum zu einer gemeinsamen Lösung, weil jeder in seiner „System-Rolle“ verharrt. Eine Mediationssitzung kann helfen, diese Rollen sichtbar zu machen und neue, flexiblere Wege im Umgang miteinander zu finden.

3. Partnerschaft als Mini-System

Ein Paar, das in den letzten Monaten wenig Zeit füreinander hatte, findet kaum noch gemeinsame Gesprächsthemen. Jeder reagiert oft gereizt auf kleine Unachtsamkeiten. Im System „Partnerschaft“ kann es dann passieren, dass schon ein kleiner Auslöser, etwa ein falsch abgestelltes Handy, zum heftigen Streit eskaliert. Wichtig ist hier, gegenseitige Erwartungen und Bedürfnisse sichtbar zu machen – durch einfache Übungen wie das „Zuhören ohne Urteil“ oder „Spiegeln“, bei dem Du Deinem Gegenüber nach einem wichtigen Gespräch kurz zusammenfasst, wie Du seine Worte verstanden hast.

Wie erkennst Du Dein System und seine Dynamiken?

  1. Beobachte Interaktionen
    Achte einen Tag lang bewusst darauf, wie ihr in Deiner Familie oder Deinem Team miteinander sprecht. Wer redet oft, wer zieht sich zurück? Wer lacht, wenn jemand einen Fehler macht? Diese Beobachtungen geben Hinweise auf unausgesprochene Rollen, die im System wirken.
  2. Zirkuläres Fragen stellen
    Probiere aus, nicht sofort auf Deine eigene Perspektive zu beharren. Wenn Dein Partner sagt: „Ich fühle mich nicht unterstützt“, könntest Du fragen:
    • „Wie glaubst Du, empfindet Dein Bruder unsere Situation?“
    • „Was passiert, wenn Du Dich hilflos fühlst und ich gerade gestresst bin?“
  3. Schreibe ein Genogramm
    Zeichne Deine Familie über mindestens drei Generationen hinweg auf. Notiere neben jedem Mitglied wichtige Ereignisse (Umzüge, Scheidungen, berufliche Veränderungen). So erkennst Du wiederkehrende Muster, etwa, dass in jeder Generation ein Elternteil sehr streng war oder alle in jungen Jahren den Wohnort wechselten.
  4. Reflektiere Gewohnheiten und Rituale
    In vielen Systemen gibt es regelmäßige Abläufe, die kaum hinterfragt werden („Sonntagsessen bei Oma“, „freie Redezeit in Teambesprechungen zuerst für den Chef“). Überlege, welche Rituale Deinem System dienen und welche vielleicht längst nicht mehr passen.

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Kommentare

Eine Antwort zu „System – Mehr als die Summe aller Teile“

  1. […] Subsystem ist eine kleinere Einheit innerhalb eines größeren Ganzen (Systems), in der sich Elemente besonders eng vernetzen und eigene Wirkungsweisen entfalten. Beispiele für […]

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