
„Ich kann nicht mehr – und das ist okay“
Über Erschöpfung, was diese mit uns macht und welche Fragen sich ergeben.
„Ich kann nicht mehr!“ Vielleicht hast Du diesen Satz schon gedacht, bevor Du ihn überhaupt zu Ende fühlen konntest. Das Leben zwischen Brotdosen, Tränen, Arbeit und Erwartungen – irgendwo da war dieser Moment, als alles zu viel wurde. Und doch hast Du Dich zusammengerissen, weil so viel getan werden musste.
Ich möchte Dir sagen: Du bist nicht allein und tust so viel richtig und vieles gut. Erschöpfung ist keine Schwäche, sondern ein Hinweis darauf, dass etwas verändert werden möchte. Ganz im Gegenteil: Dein Körper braucht eine Pause. Nicht Du bist kaputt, sondern das System, in dem wir leben – wie wir leben –, ist es.

Die Vereinzelung der Menschen und der Familien führt zu Vereinsamung und damit zu Überforderung, weil die Hauptlast all der Dinge, die erledigt werden „müssen/sollen/dürfen“, nicht in den Händen der Gemeinschaft liegt, sondern auf einzelnen Schultern ruht. Und seien wir ehrlich: Diese Schultern tragen viel zu viel, um dabei gesund, agil und weich zu bleiben. Sie werden hart – und damit auch unsere Gedanken und Bewertungen uns selbst gegenüber. Wir beschämen uns, weil wir wieder nicht genug geschafft haben, weil wir laut wurden, weil wir zu wenig Geduld hatten. Ich bin mir sicher, hier beginnt die Liste der Beschämungen erst. Und immer schwingt mit: Wir sind nicht richtig, wir sind nicht genug.
Was Erschöpfung Dir sagt
Ich lade Dich ein, hinzuschauen und zu entdecken, was Dir Deine Erschöpfung sagen möchte. Um mit ihr in Kontakt zu kommen, schließe Deine Augen und stelle Dir Deine Erschöpfung vor:
- Wie genau sieht Deine Erschöpfung aus?
Ist sie alt, jung, groß, klein, ein Tier oder ein Mensch? - Welche Farbe hat sie?
- Wie riecht sie?
- Wie bewegt sie sich?
- Kommt sie leise oder laut?
Erscheint sie plötzlich oder schleift sie sich langsam heran? - Fällt Dir noch etwas an ihr auf?
Ist sie allein oder in Gesellschaft?
Bitte bedenke: Alles darf sein und ist okay.
Wenn Du sie vor Deinem inneren Auge siehst:
- Wie fühlt es sich für Dich an, sie so anzuschauen?
- Was sagt sie zu Dir, was möchte sie Dir zeigen?
- Was will sie nicht mehr oder was will sie verdrängen?
Und dann:
- Wie reagierst Du auf sie? Wehrst Du sie ab? Schämst Du Dich? Lädst Du sie ein, sich zu Dir zu setzen?
- Was passiert, wenn Du Dich zu ihr setzt und ihr zuhörst?
Weiter:
- Was braucht dieses Wesen von Dir?
- Was würde es tun, wenn es sich sicher und willkommen fühlen würde?
Zum Abschluss:
Wenn Du Deiner Erschöpfung heute eine Stimme gibst – was sagt sie zu Dir, was Du sonst nie hören würdest?
Erschöpfung als Warnsignal und Chance begreifen
Du siehst, dass Erschöpfung ein komplexes Thema ist. Die Situation kann in Sekunden umschlagen und die Welt, die eben noch richtig war, ist plötzlich falsch. Wenn Du Dich in diesem Dilemma wiederfindest und allein nicht mehr hinauskannst, möchte ich Dich einladen, Dich bei mir zu melden. Wir schauen, wie Du die notwendige Kraft, Systematik und Ausdauer erarbeitest/findest, um mit der Erschöpfung richtig umzugehen.
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