Stell Dir vor, Du sitzt in meinem Beratungszimmer in Rostock und erzählst von Deiner andauernden Erschöpfung. Vielleicht sagt Dein innerer Dialog: „Ich bin so müde“, als wäre die Erschöpfung Teil Deiner Persönlichkeit. In der Externalisierung jedoch laden wir das Problem aus Dir heraus aus, geben ihm einen eigenen Namen und betrachten es als äußere Kraft – zum Beispiel „die Erschöpfung“ oder „die Wut“.
Dadurch gewinnst Du Abstand und kannst Dich als Du selbst wahrnehmen, losgelöst von diesem Problem.

Begrifflichkeiten der systemischen Beratung: Systeme
In dieser Serie möchte ich Begrifflichkeiten der systemischen Beratung vorstellen und erklären. Ich versuche anhand von Beispielen und Alltagssituationen meine Arbeit transparent darzustellen.
Nicht mehr das Problem sein
Wenn Du das Problem nicht mehr bist, sondern es vor Dir steht, geschieht Folgendes:
Weniger Scham und Schuld
Wenn Du sagst „Ich bin wütend“, fühlt es sich oft wie ein Makel an. Sprichst Du jedoch von „der Wut, die in Dir tobt“, empfindest Du mehr Mitgefühl Dir selbst gegenüber. Plötzlich geht es nicht um Deinen Charakter, sondern um eine Kraft, mit der Du umgehen kannst.
Neue Handlungsoptionen
Wenn „die Erschöpfung“ als eigenständige Einheit vor Dir steht, kannst Du Dich aktiv mit ihr verbünden. Du könntest fragen: „Was braucht die Erschöpfung gerade? Mehr Ruhe? Ein Gespräch? Bewegung?“ Indem Du das Problem personifizierst, entdeckst Du kreative Wege, ihm zu begegnen.
Stärkung des Selbstwerts
Du merkst: Ich bin nicht das Problem. Ich habe Probleme. Doch ich kann sie betrachten, verstehen und verändern. Diese Distanz schafft Handlungsspielraum und steigert Dein Selbstbewusstsein.

Vorgehen in der Beratung
Ein typisches Vorgehen in der Beratung sieht so aus:
(1) Benennen des Problems:
Wir finden gemeinsam einen prägnanten Ausdruck, etwa „die Wut“, „der Perfektionismus“ oder „die ständige Kritik“.
(2) Dialog aufnehmen:
Ich frage Dich: „Was würde die Wut Dir gerade sagen?“ oder „Wogegen wehrt sich der Perfektionismus?“ Dadurch trittst Du in Kontakt mit diesem Phänomen und entdeckst seine Botschaft.
(3) Ressourcen mobilisieren:
Wir erkunden, welche Fähigkeiten Du bereits hattest, um die Wut zu zügeln oder den Perfektionismus zu zähmen. Vielleicht war es einmal Dein Humor oder Deine Fähigkeit, loszulassen.
(4) Kooperation stärken:
Schließlich entwickelst Du Ideen, wie Du in Zukunft mit diesem „eigenen Wesen“ zusammenarbeitest – etwa mit kleinen Ritualen, klaren Pausen oder wertschätzender Selbstkommunikation.
So wird klar: Externalisierung ist mehr als eine Technik – sie ist eine Haltung, die Dir hilft, Dein Problem als etwas zu sehen, das Du gestalten und verändern kannst.
Wenn Du also das nächste Mal denkst „Ich bin erschöpft“, lade ich Dich ein, stattdessen zu sagen: „Die Erschöpfung sagt mir gerade …“ und höre zu, was sie Dir mitteilen will.
Hilfsangebot:
Möchtest Du erfahren, wie Externalisierung konkret in einer Mediation oder Beratung bei Dir wirkt? Kontaktiere mich, Annemarie Eiweleit, systemische Beraterin und Mediatorin in Rostock. Gemeinsam treten wir Deine innere und äußere Reise zur Veränderung an.
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